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Kopfkino cs369
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YORGOS DIMITRIADIS stammt aus Thessaloniki, leistet aber, nachdem er zuvor 12 Jahre in der Pariser NowJazz-Szene mitgetrommel hatte, seit 2006 seinen Beitrag zur Leitkultur von Berlin aus, mit dem Fabric Trio, dem Trio SYC, im Berlin Improvisers Orchestra, live @ Sowieso oder @ miss Hecker. Kopfkino (CS 369 CD) ist nicht seine erste Veröffentlichung auf Creative Sources, er war da schon zu hören mit Miles Perkin & Tom Arthurs als Glue ("Chats With The Real McCoy", 2014) und mit Antonis Anissegos & Floros Floridis als Grix ("Penetralia", 2015). Diesmal präsentiert er sich live am 7.3.2016 beim Deteriorate Sound Festival in Athen, das er solo eröffnete, mit James Wylie & dem Veranstalter Yiannis Anastasakis weiter berlinisierte und am dritten Tag mit Grix abschloss. Obwohl es rein akustisch fast nicht zu glauben ist, spielt Dimitriadis ein ordinäres kleines Drumset, ohne nennenswerten perkussiven Schnickschnack. Er traktiert Snare, Tom und Becken einfach mit Stöcken, Schlägeln verschiedener Härte, Besen und sogar der bloßen Hand. Der Clou ist das Mikrophon in der Linken. Dessen Reibungen und Touches spannen zusammen mit der schlagenden Rechten eine donnerblecherne Leinwand auf, auf der zischend und rauschend eine metalloide Landschaft morpht. Darin staksen und krabbeln drahtige Spinnen und tanzen ihre achtbeinigen Tarantellas bis es dunkel wird. Was eben noch Tanzplatz war, wird knisternd und prickelnd zu Speisekammer und Jagdrevier huschender Wusler und Trabbler, denen ihre Schnelligkeit das Überleben sichern soll. Mit zuckendem Tickeln und Rollen wechselt Dimitriadis auf die Überholspur, lässt Hölzchen als surrealen Regen auf Blech hageln und aufs Fell pochen. Gefolgt von komisch quietschenden Videospielgeräuschen und wieder morphendem Beckenhall. Sirrend, pfeifend, quallend wird das Metall unter den ratschenden und tickelnden Berührungen flüssig und lebendig. Dann kriecht das Klangbild ans Ufer, mit dunklen Reibungen und Schlägen wird es zwischen Stein und Blech dramatisch, aber fein überfunkelt. Bis Blechgong und kurzer Spieluhrklingklang die schrottige Szenerie zart sublimieren. Wie Vincent Glanzmann oder Adam Golebiewski führt dieser Grieche die Vorurteile gegen Drumsolos ad absurdum. Rigoberto Ditmann (Bad Alchemy) Thessaloniki-born percussionist Yorgos Dimitriadis is one of the most prolific members of Berlin’s Echtzeit network, where he has played with Frank Paul Schubert and Mike Majkowski (in the excellent Fabric Trio), Miles Perkin and Tom Arthurs (as Glue). Kopfkino (a German expression for “film in your head“) is his first solo effort. Listening to it, you might be surprised this is a live recording with barely any electronics. Dimitriadis plays a very ordinary, small drum kit, in a conventional way, using sticks, mallets and brushes, but only with his right hand. In his left is a microphone which he uses to generate sounds reminiscent of large singing bowls - aural landscapes that rustle, fizzle and hiss. Dimitriadis alternates between introspective passages, in which his music displays wide spaces, and hectic video game sounds, where the music pants and moves forward in a jerky and twitchy manner. An unusual approach, he keeps his performance short and tense. Black Pus, Brian Chippendale’s drum project (but with the addition of electronics and voice) came to mind when I first listened to Kopfkino, In comparison, this album is more subtle and relaxed, less energetic. Some listeners might be skeptical when it comes to drum solos. This album could prove them wrong. Kopfkino is available on CD. Martin Schray (Free Jazz Blog) A solo drum record that manages the rather daunting feat of sounding unique. Recorded live in Athens in 2016, "Kopfkino" (head cinema?) is a short display of fascinating techniques and arresting rhythmic invention. |